WARDRUNA
16.08.2025 - Filmnächte Chemnitz, Chemnitz

Aus den tiefen Wäldern kommt nun Birna, das sechste Studioalbum von Wardruna. Durch seinen unermüdlichen Dialog mit der Natur hat sich Hauptkomponist Einar Selvik auf die Suche nach der Stimme des Bären begeben. Das Ergebnis ist dieses Album, das am 24. Januar 2025 über Sony Music und By Norse erschienen ist. Birna - die Bärin in Altnordisch - ist ein Kunstwerk, das der Wächterin des Waldes, der Hüterin der Natur, und ihren Kämpfen hier auf Erden gewidmet ist. Sie wird von der modernen Gesellschaft langsam aus ihrem Lebensraum vertrieben und befindet sich in einem Stadium des permanenten Winterschlafs. Infolgedessen stirbt der Wald allmählich und sehnt sich nach seinem Puls und seinem Herzen - seiner Hüterin. Birna ruft nach ihrer Rückkehr.

Der Rhythmus des Bären verkörpert den Kreislauf des Lebens selbst: Wenn der Winter naht, legt er sich in seiner Höhle schlafen - zurück in den Mutterleib; sein Puls verlangsamt sich, sein Körper ist in einen Zwischentod eingekapselt. Der Herzschlag des schlafenden Bären, etwa neun Schläge pro Minute, ist auf dem gesamten Birna-Album zu spüren. „Dvaledraumar“ (Dormant Dreams) und ‚Jord til Ljos‘ (Earth to Light), eine Meditation mit zwei Liedern, schaffen einen gemeinsamen Winterschlaf zwischen Tier und Hörer, und wir kehren aus der Bärenhöhle zurück, um die Wunder der Natur bewusster und kontemplativer wahrzunehmen, gerade rechtzeitig für die frisch sprießenden Knospen. Dieser zyklische Prozess, der sowohl in der Natur als auch in der Weltsicht älterer Kulturen verankert ist, treibt Einar Selviks gesamte kreative Arbeit an.

Der Bär taucht häufig in den ältesten Mythen der Menschheit auf der Nordhalbkugel auf, und viele indigene Völker betrachten dieses Tier noch immer als Totem und ehren es mit Riten und Liedern. Einst war er unser geachteter Beschützer, unser Führer zu essbaren Pflanzen und Beeren, ein Wesen, das wir zugleich fürchteten und bewunderten. Obwohl der Bär von Anfang an eine Bedrohung für unser eigenes Leben und das unserer Nutztiere darstellte, haben sich die Menschen seit jeher auf verschiedene Weise mit ihm identifiziert. Wenn man das Tier häutet, ähnelt sein Körper unter dem Fell stark dem des Menschen, was ein Grund dafür sein mag, dass der Bär der Legende nach tatsächlich vom Menschen abstammt und wir seit Tausenden von Jahren nach seiner Stärke und seinem Verstand streben. In einigen Kulturen bedeutet „den Weg des Bären beschreiten“, das zu tun, was man im Leben wirklich tun soll.

Wardruna schöpft seine Inspiration aus dem Eintauchen in die Natur und dem Dialog, der zwischen allen Lebewesen, Kräften und Energien dort stattfindet. „Wenn ich in einen Wald gehe, öffne ich meine Sinne und lausche auf das, was die Natur mir sagen will“, erklärt Einar Selvik, wenn er über seinen kreativen Prozess nachdenkt - seine Jagd nach Liedern inmitten von Bäumen, Luft, Felsen und Meer. Mit einem unverwechselbaren neuen Sound, der gleichzeitig auf den musikalischen Wurzeln der Wardruna-Tradition aufbaut, nährt Birna die Einsicht, die von Anfang an im Zentrum von Selviks Philosophie stand: dass man etwas anderes sterben lassen muss, um Platz für etwas Neues zu schaffen.

Dies spiegelt sich in ihrer Vision wider, neue Samen zu säen und gleichzeitig alte Wurzeln zu stärken. Einar Selvik, Lindy-Fay Hella und der Rest der Gruppe schaffen wirklich etwas Neues durch etwas Altes: Sie ahmen die Vergangenheit nicht nach, sondern nutzen sie, um ihren zeitgenössischen, authentischen und einzigartigen Sound zu kreieren. Instrumente und Weisheiten aus alten Zeiten, gepaart mit modernen Soundscapes und aufgenommenen Naturgeräuschen, bieten eine seltene Gelegenheit, uns etwas Wertvolles über uns selbst zu sagen. Sie erinnern uns daran, dass wir Teil der Natur sind und nicht über ihr stehen, und sie bieten eine Möglichkeit, sich zu erinnern, nicht um der Erinnerung willen, sondern um neue und vergessene Erkenntnisse zu gewinnen.

Ausgehend von der Runaljod-Trilogie (2009, 2013, 2016), die alte nordische Mythen, Traditionen und Sprache anhand der 24 proto-nordischen Runen erforscht, entwickelte sich der Sound von Wardruna weiter und verschmolz mit den reduzierten, akustischen Kompositionen auf Skald (2018). Kvitravn (White-Raven) (2021) erforscht nordische Zauberei, Geistertiere, Animismus und den Akt der Schöpfung - die sich ständig verändernde, fruchtbare Beziehung zwischen dem skaldischen Dichter und der Natur selbst. Das Album erreichte in 13 Ländern die Charts, darunter Platz 1 in Kanada und Österreich und Platz 2 in Deutschland.

Neben seiner Arbeit mit Wardruna hat Einar Selvik Musik für große Fernseh- und Spieleproduktionen wie Vikings und Assassin's Creed - Valhalla komponiert, er hält Tutorien und Vorlesungen über altnordische Literatur, Musikwissenschaft, Instrumente und Philosophie, und er hat mit renommierten Künstlern wie Mari Boine, Tina Guo, Matoma und 

 zusammengearbeitet, was zu Auftritten im norwegischen, dänischen und polnischen Fernsehen führte.

Wardruna spielt an von Menschenhand geschaffenen historischen Orten wie dem Weltkulturerbe Odeon des Herodes Atticus auf der Akropolis in Athen, dem antiken Theater in Plovdiv, Bulgarien, und der Burg Devin in Bratislava, Slowakei, sowie inmitten von Naturwundern wie den Red Rocks in Colorado, USA, und schafft im Dialog mit dem Publikum immer wieder Momente echter Verbindung zwischen inneren und äußeren Landschaften und einander. Im Frühjahr/Sommer 2025 wird das Publikum das Erwachen des Bären live auf der Bühne erleben.

Als Live-Band arbeitet Wardruna in verschiedenen personellen Konstellationen, aber die Standardkonfiguration der letzten Jahre war wie folgt:

Einar Selvik - Vocals, Taglharpa, Kravik-lyre, Bukkehorn

Lindy-Fay Hella - Vocals

Arne Sandvoll - Percussion, Backing vocals

Sondre Veland - Percussion, Backing vocals

Eilif Gundersen - Bukkehorn, Lur, Flute, Backing vocals

HC Dalgaard - Drums, Percussion, Backing vocals

John Stenersen - Mora-harp